Archivbericht: die Saison 95/96

 
 
 
Unruhiges Jahr für die ESG Weil am Rhein
 
 

Nachdem zuvor über mehrere Jahre hinweg darüber diskutiert worden war, war es vor Beginn der Saison 95/96 endlich soweit: es wurden neue Trikots für das Team der ESG Weil am Rhein bestellt. Im Laufe der Saison wurden diese dann auch geliefert und so spielte man fortan in gelb-schwarzem Outfit.

Noch im Fahrtwasser der Erfolge der Vorsaison war die Motivation, das Spielniveau der einzelnen Spieler und der Mannschaft insgesamt zu verbessern, bei Vorstand, Trainer und den Spielern selbst zu Beginn der Saison sehr groß. Wie in den bisherigen Jahren auch gab es einige wenige Abgänge und Zugänge. Unter anderm stand Co-Trainer Aschmann nicht mehr zur Verfügung, weshalb Kapitän Greder dieses Amt übernahm.

Zu Saisonbeginn setzte man sich wieder einmal mit den Freiburg Eagles auseinander und kam dabei ziemlich unter die Räder. Bereits zwei Wochen später maß sich das Team der ESG mit den stark verbesserten Fighting Boys und unterlag in Schwenningen in einem sehr spannenden Spiel knapp mit 2:3. Und wiederum nur eine Woche darauf gab es gleich die nächste Partie. Gegner war diesmal die neu gegründete Mannschaft des HC Piranhas, gegen die man den ersten Saisonsieg einfahren konnte. Zwar endete das Spiel recht deutlich mit 9:1, dennoch war kaum zu übersehen, daß es bei den Critters noch nicht besonders rund lief.

Man hatte zu dieser Zeit mit Problemen zu kämpfen, die der Verein bislang nicht gewohnt gewesen war. Die Trainingsbeteiligung war zuweilen miserabel und die Motivation schien im Vergleich zum Vorjahr unerklärlicherweise sowohl bei der Mannschaft als auch beim Trainer stark abgenommen zu haben. Darüber, wie mit dieser Situation umzugehen sei, kam es vermehrt zu Differenzen zwischen Vorstand und Trainer, was die Lage natürlich auch nicht verbesserte.

Trotzdem ging es sportlich erst einmal steil bergauf, denn Anfang November konnten die Critters gegen die Weigheim Stars endlich auch spielerisch überzeugen und gewannen unerwartet hoch mit 23:2, wobei der Sieg gegen die zugegebenermaßen schwachen Stars auch in dieser Höhe verdient war. Nachdem man einen Monat später auch die EHF Hersbruck standesgemäß mit 13:4 abgekanzelt hatte, stand kurz vor dem Jahreswechsel die Neuauflage des Moskitos Pokals auf dem Programm. Der Titel konnte zwar nicht verteidigt werden, jedoch verkaufte sich das Team von Cyrill Sassi sehr gut, konnte in der Vorrunde unter anderem auch die Freiburg Eagles schlagen und erreichte so das Finale, das gegen die Gastgeber unglücklich mit 1:2 verlorenging.

Trotz der guten Verfassung der Mannschaft hatte wenige Tage zuvor eine dringend benötigte Krisensitzung stattgefunden. Denn in den ersten Montaten der Saison war die Anzahl der zur Verfügung stehenden Spieler stark geschrumpft. Das lag zum einen daran, daß die ESG vom Verletzungspech gebeutelt wurde, jedoch gab es auch immer mehr Unzufriedenheit in den eigenen Reihen und auch der Trainer stand stark in der Kritik. Bereits wenige Wochen zuvor hatte er schon seinen Rücktritt angekündigt, doch dann konnten sich alle Beteiligten noch einmal darauf einigen, eine Fortführung der Zusammenarbeit zumindest bis zum Saisonende, wenn möglich auch darüber hinaus, anzustreben. Aufgrund der Personalmisere war schon zuvor beschlossen worden, Sassi auch als Spieler wieder zu reaktivieren.

Eigentlich war es verwunderlich, daß die internen Querelen am Team scheinbar spurlos vorüber gingen, sich nicht auf die Leistung der Mannschaft auswirkten. Im Januar besiegte man die Piranhas erneut, wenn auch aufgrund des durch spektakuläre Neuzugänge sehr viel stärker gewordenen Gegeners nur knapp. Als die ESG Ende Februar und Anfang März zweimal in Schwenningen antrat, konnten auch diese beiden Spiele gegen die Wurmlinger Hockey-Wölfe und die Weigheim Stars souverän gewonnen werden. Beim Eagles Cup dann dasselbe Bild wie im Jahr zuvor: zwar konnte das Halbfinale erreicht werden, doch dieses verlor man knapp -diesmal im Penaltyschießen-, und wurde letztlich wiederum Vierter. Es folgte noch das Rückspiel gegen die Mannschaft aus Wurmlingen in Herrischried. Diese Partie ging deutlich verloren, die Probleme, mit denen der Verein bereits die ganze Saison zu kämpfen gehabt hatte, wurden an diesem Tag besonders deutlich. Auch kurze Zeit später beim Abschlußspiel gegen die Fighting Boys, bei dem ein 6:3-Sieg heraussprang, war man sich alles andere als einig im Lager der Critters.

Zu diesem Zeitpunkt war der Bruch zwischen Trainer und Vorstand bereits perfekt. Nachdem sich nach der Krisensitzung im Dezember zwei Monate lang nichts wesentliches zum positiven geändert hatte und der Trainer auf Verhandlungen die darauffolgende Saison betreffend drängte, reagierte der Vorstand und entschied, von einer Verpflichtung Sassis über das Saisonende hinaus abzusehen. Es wurden, auch nach Beendigung der Saison, einige Versuche unternommen, die komplette Führungsequipe doch noch zur weiteren Zusammenarbeit zu überreden, doch Anfang Mai stand dann endgültig fest, daß die ESG Weil am Rhein mit einem neuen Trainer in die Saison 96/97 gehen würde. Frank Schmiedle, der das Traineramt ja bereits im Jahr nach der Vereinsgründung innegehabt hatte, erklärte sich für den Fall, daß kein geeigneter Kandidat gefunden würde bereit, das Erbe von Cyrill Sassi anzutreten.




letzte Änderung: 8.7.02